Nina
Nina am Bauernhof
Nina und Mama sitzen am Frühstückstisch. „Wo ist Papa?“ fragt Nina. „Papa
ist schon arbeiten gegangen. Wir zwei waren heute ganz schöne Langschläfer!“
erklärt Mama. „Magst du noch eine Tasse Milch haben, Nina?“ fragt Mama.
„Ja, bitte, ich mag Milch so gerne. Und Mama schau, ich kann schon ganz
alleine Butter auf die Semmel schmieren.“
„Nina, ich habe heute eine Überraschung für dich! Gleich nach dem Frühstück
fahren wir mit dem Auto. Du musst dir noch die Zähne putzen und dich anziehen,
dann geht’s los!“
Nachdem Nina und Mama ein Stück mit dem Auto gefahren sind, steigen sie aus und
gehen auf ein Haus zu.
„Mama, ist meine Überraschung ein Geschenk das ich auspacken kann?“
Mama lacht: „Nein Nina, deine Überraschung ist hier. Wir machen einen Ausflug zum Bauernhof.
Was glaubst du, was wir hier alles entdecken können?“
Mama klettert mit Nina eine steile Holztreppe hoch. Oben angelangt gehen sie auf den Balkon,
wo sie eine tolle Aussicht haben. „Mama schau, da unten ist ein kleiner Teich. Siehst du die
Vögel dort. Sind das Hühner?“
Nina ist ganz aufgeregt, sie möchte ihre Entdeckungsreise so schnell wie möglich beginnen.
Nina zerrt Mama wieder die Stiege hinunter. Mama muss aufpassen, dass sie nicht stolpert,
so eilig hat es Nina auf einmal. Nina läuft zu den Vögeln, die sie vom Balkon aus gesehen hat.
„Mama, das sind ja keine Hühner, das sind Gänse!“ Nina möchte gern die Gänse streicheln,
aber die Tiere watscheln so schnell sie können davon.
Ganz aufgeregt schnattern sie.
Traurig schaut Nina Mama an. „Die Gänse wollen nicht von mir gestreichelt werden, oder?“
„Nein, aber ich sehe da ein Tier, das du streicheln kannst!“ sagt Mama.
Unter einem Baum liegt eine schwarz-weiße Katze. Vorsichtig und langsam geht Nina zur Katze,
denn sie will sie nicht erschrecken. Nina streichelt ganz sanft über das weiche Fell.
„Miau, miau“, macht die Katze.
Jetzt möchte Nina den Stall sehen. „Im Stall kenne ich mich nicht aus“, sagt Mama. „Angela,
die Bauerstochter wird dir aber gern die Tiere dort zeigen. Traust du dich mit ihr mitzugehen?“
„Aber ja, Mama, ich bin doch schon groß!“
Bevor Nina in den Stall gehen darf, muss sie allerdings noch ihre Gummistiefel anziehen.
Auf dem Boden im Stall liegt nämlich so allerhand, vor allem Mist, in den Nina nicht
unbedingt ohne Schuhe treten will. Im Stall kann es auch recht gefährlich sein und man
muss sehr achtsam sein. Es gibt Heugabeln und Mistgabeln, große Rechen und natürlich viele Tiere.
Auch wenn die Tiere freundlich und zutraulich sind, muss man gut aufpassen!
Als erstes zeigt Angela Nina den Schweinestall. Viele Fliegen sitzen auf dem Rücken
der Schweine. Angela erklärt Nina, dass die Schweine liebend gern Küchenabfälle und
frisch gemähtes Gras fressen. Die Schweine sind sehr zutraulich und Nina darf eines
der Schweine mit einer großen Bürste am Kopf und am Rücken kratzen.
„Und jetzt werde ich dir zeigen, wie man eine Kuh melkt!“ sagt Angela zu Nina. „Komm mit,
aber pass gut auf, dass dir die Kuh nicht auf den Fuß steigt, denn das tut wirklich sehr weh!“
„Diese Kuh heißt Enzian. Wir haben noch ein paar andere Kühe, die heißen Edelweiß und Erna.
Aber ich zeige dir jetzt, wir man Enzian melkt.“ sagt Angela zu Nina. Angela hat bereits
einen Eimer für die Milch bereitgestellt. Erst bürstet sie das Euter von Enzian ein wenig
und dann fängt sie an, die Kuh zu melken. „Schau mir gut zu Nina, dann darfst du es auch einmal probieren
Nina passt genau auf, wie Angela die Zitzen am Euter anfasst. Ein dünner Milchstrahl spritzt
in den Eimer. Enzian steht ganz ruhig da und lässt sich brav melken, sie schlägt auch gar
nicht mit dem Schwanz herum. „Die Milch kommt ja wirklich aus der Kuh und nicht aus dem
Karton.“ stellt Nina fest.
Jetzt ist Nina an der Reihe, Enzian zu melken. Sie hat Angela gut zugeschaut und drückt und
zieht vorsichtig an einer Zitze. Schon spritzt die Milch in den Eimer. Es ist gar nicht so
leicht, die Kuh zu melken!
„Das dauert aber lange, bis der Eimer voll ist!“ staunt Nina.
„Wofür braucht man denn die ganze Milch?“ fragt Nina. „Das wirst du später noch sehen und
du darfst auch kosten!“ verspricht Angela.
„Erst müssen wir aber noch den Stall ausmisten.“
Angela holt eine große Schubkarre. Mit einer Mistgabel lädt sie Mist auf die Karre. Jeden
Tag muss der Stall ausgemistet werden.
Nina will die Schubkarre alleine schieben, aber sie ist viel zu schwer. Nina kann sie nicht
einmal ein kleines Stückchen in die Höhe heben. Sie braucht Angelas Hilfe. Auf einer dünnen
Planke muss die Schubkarre auf den Misthaufen geschoben werden.
Dazu braucht man Kraft und
Geschick, damit die Karre nicht umkippt. Zum Schluss leeren Nina und Angela den ganzen Mist aus.
„Was passiert denn jetzt mit dem ganzen Mist?“ fragt Nina. Angela kennt die Antwort genau:
„Den verwenden wir wieder zum Düngen der Felder. Papa hat einen Düngewagen, mit dem er über
die Felder fährt. Dann wächst das Gras viel besser.“
„Muh, muh!“ macht ein Kalb im Stall. „Das ist unser kleines Kälbchen.“ erklärt Angela. „Es
hat sicher Hunger. Magst du es füttern?“
Angela füllt Milch in eine Flasche, oben drauf steckt sie einen Sauger aus Gummi.
Das Kalb ist sehr gierig und Nina muss die Flasche festhalten, das ist gar nicht so leicht!
Jetzt ist Nina ziemlich geschafft. Die Arbeit im Stall war mühevoll und Hunger hat sie
außerdem bekommen.
Mama wartet in der Stube bereits auf Nina. Auf dem Tisch stehen lauter gute Sachen, die
auf dem Bauernhof produziert werden.
Da ist natürlich Milch von der Kuh, und Butter und
Käse, die aus Milch gemacht werden. Der Speck kommt vom Schwein und das Brot hat die Bäuerin
selbst gebacken! Nina hat jetzt richtig großen Appetit!
Nachdem Nina und Mama sich gestärkt haben, hören sie ein Tuckern hinter dem Haus. „Der Traktor
sieht aber komisch aus“ meint Nina. Weil das Feld auf einem so steilen Hang liegt, würde ein
Traktor umfallen. Deshalb fährt der Bauer einen Mähtrac, eine Maschine, die auch auf den steilen
Hängen nicht umfällt.
Dort, wo selbst der Mähtrac nicht fahren kann, muss händisch gearbeitet werden. Wenn das Gras
lang genug gewachsen ist, wird es gemäht. Wenn es dann trocken ist, nennt man es Heu. Das Heu
muss zusammengerecht und dann in den Heuschober gebracht werden, damit die Tiere auch im Winter
etwas zu fressen haben. Bei der Heuarbeit muss die ganze Familie des Bauern mithelfen!
Auch Nina will helfen, aber der Rechen ist viel zu groß für sie.
Da fährt Nina lieber im Mähtrac mit. Nina darf auf dem Schoß von Bauer Sepp sitzen. Ganz schön
steil geht es den Berg hinauf. Die scharfen Zacken der Maschine drehen sich sehr schnell. Wenn
alles zusammengerecht ist, muss Bauer Sepp den Heuwagen holen, um das Heu in den Heuschober zu
bringen, wo es nicht mehr nass werden kann.
Da ruft Mama: „Nina, komm, ich möchte dir auch noch den Obst- und Gemüsegarten zeigen!“ Bauer
Sepp lässt Nina vom Mähtrac absteigen. Nina passt gut auf, dass sie den scharfen Zacken des
Heuwenders nicht zu nahe kommt und läuft wieder zu Mama.
Im Garten vor dem Bauernhaus stehen viele Obstbäume. Mama hebt Nina hoch und Nina versucht,
einen Apfel zu pflücken.
„Mama, probier mal!“ sagt Nina und lässt Mama vom Apfel abbeißen.
„Iiih, ist der sauer!“ meint Mama und spuckt das Apfelstückchen wieder aus. „Nina, lass uns
im Gemüsegarten nachschauen, ob wir dort etwas Gutes finden!“
Nina und Mama stehen mitten im Gemüsegarten. Was hier alles wächst! Salatköpfe, Kohlrabi,
Radieschen, Kartoffel, Zwiebel und vieles mehr.
„Schau mal Mama, ich glaub da hinten wachsen
Himbeeren. Komm, die schmecken uns bestimmt!“
„Ich pflücke ein paar süße Himbeeren für dich, Mama!“ ruft Nina und im Nu hat sie eine Handvoll
Himbeeren gepflückt. „Lass sie dir gut schmecken, Mama!“
Der Entdeckungstag am Bauernhof geht langsam seinem Ende zu. Nina und Mama legen sich noch
ein wenig ins Gras und plaudern über die Dinge, die sie heute erlebt haben. Und Nina kann
es kaum erwarten, Papa von ihrem tollen Ausflug zu erzählen!
© Christine Mühlthaler 2004